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Kunsthalle Paderborn meets ISFF Detmold # 8 _ Hangar 21 _ 07 Juni 2012 - 10 Juni 2012

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Melancholie, so will es ein alter Topos der Philosophie- und der Kunstgeschichte, ist die Nachtseite des genialischen Menschen. „Warum“, so fragt etwa Theophrast, „sind alle hervorragenden Männer, ob Philosophen, Staatsmänner, Dichter oder Künstler, offenbar Melancholiker gewesen?“ Aber, was heißt schon Genie, wenn man mit dem Knie denkt – wie Beuys es tut? Es scheint eine Frage der Inspiration zu sein, der schöpferischen Begeisterung und Manie. Diese besonderen Erregungszustände sind es, die die Kehrseite der Melancholie bilden und ihr Genialisches begründen sollen. Sie münden in ein erotisches Weltverhältnis, das sich in die Welt entgrenzen möchte. Es ist eine flatternde und rauschende Wollust, orgiastisch und exzessiv wie die Installation von Andreas Kopp.

Dabei ist diese Lust äußerst brüchig, kann sich nur in der Bewegung erhalten, wie die Bleche von Kopp ihre Stabilität allein in der Formung gewinnen. Und doch scheinen sie sich zugleich an den Lufthauch zu verlieren. Es ist eine flüchtige Lust, eine prekäre Stimmung. Ganz gleich, wie groß ihre manische Begeisterung ist, nie kann diese Entgrenzung an ihr Ziel kommen. Stets bleibt ein unüberbrückbarer Spalt zwischen Innen und Außen, eine Grenze, die nicht überschritten werden kann. Julia Murakamis Bild markiert diese Grenze, gegen die das manische Subjekt indes immer wieder anrennt - „I‘m not supposed to speak to strangers, but we have met before.“ Das Scheitern dieser Verschmelzung wirft diese Lust auf sich selbst zurück und sie kippt wieder in ihr Gegenteil: die Melancholie. Nun kann das Spiel von neuem beginnen. Die Kunst scheint in diesem Kreislauf aus Begeisterung und Schwermut gefangen zu sein, wie Dürers Melencolia I (1514) nahelegt.

Vielleicht gibt es aber doch ein Entrinnen daraus. Was, wenn man pfiffig wäre, und trotzdem vom Leben nichts wüsste? Wenn man immer ein bisschen bedröhnt in die Welt blickte, wie Takashi Murakamis „DOB“, und sich von einem allgemeinen Rauschen einfach forttragen ließe? Könnte dann nicht dieser Teufelskreis platzen wie die Blase eines Kaugummis?

Künstler: Takashi Murakami, Andreas Kopp, Julia Murakami, Joseph Beuys, Albrecht Dürer

Vernissage: 7. Juni 2012, 20.00h
Hangar 21, Charles-Lindbergh-Ring 10, 32756 Detmold

www.fest-der-filme.de
www.hangar-21.eu
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Kunsthalle Paderborn meets ISFF Detmold # 8 _ Hangar 21 _ 07 June 2012 - 10 June 2012

English:

M
elancholy is the dark side of any man of genius, so an ancient topos in philosophy and history of art is convinced. „Why have all excellent individuals no matter if philosophers, statesmen, poets or artists evidently been melancholics?“ Theophrastus poses this question. What however makes a genius a genius? Someone who thinks with his knee - like Beuys? This appears to be a question of inspiration, fertile ardour and obsession. These specific red-letter thrills are deemed to compose the verso of melancholy and constitute ingenuity. Together flowing into an erotic relationship with the world that aims at loosing all restraint of the world. This is a steamy and heady lust, orgiastic and excessive, pretty much like the installation of Andreas Kopp.

Thereby lust appears very fragile, can only uphold in movement, just like Kopp`s metal plates that win stability only in their design. Withal they seem to be absorbed by a wisp of wind. It is a volatile lust, a sensitive atmosphere. No matter how vast the manic exaltation, this loss of restraint can never reach its target. An unbridgeable gap that can never be crossed will always remain between within and without. In the artwork - „I‘m not supposed to speak to strangers, but we have met before“ - Julia Murakami marks the bourn which the manic subject is running against constantly. Failure of this mergence throws this lust back to itself and reverses it into its opposite : Melancholy. Now the game may start anew. As Dürers Melencolia I (1514) suggests, art seems to be captured in the cycle of ardour and melancholia.

Probably there is a way out. What if one was smart yet not knowing anything about life? How about always looking at the world slightly stoned just as Takasi Murakami’ s „DOB“ and then simply being carried away by general murmur? And if so, couldn’t catch-22 burst like a gum bubble?

Artists: Takashi Murakami, Andreas Kopp, Julia Murakami, Joseph Beuys, Albrecht Dürer


Kunsthalle Paderborn, Kilianstr. 13, D-33098 Paderborn, +49(0)5251 6838283 fon, mail(at)kunsthalle-paderborn.de