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Podiumsdiskussion in der temporären Kunsthalle Paderborn am Mittwoch, den 30.08.2008 um 20:00 Uhr, Amalthea Theater, Jühenplatz.

Das Göttliche und die Kunst – Ersatzreligion oder moderne Droge?

Vom richtigen Leben im falschen

Warum werden die Kirchen immer leerer und die Museen immer voller? Das fragten am Mittwochabend die Teilnehmer der gut besuchten Podiumsdiskussion zur Eröffnung der temporären Kunsthalle Paderborn (Marcon).

Das beschädigte Leben, die transzendentale Obdachlosigkeit und die typische schlechte Laune, so leitete  Björn Vedder von der Universität Bielefeld in das Thema ein, seien vielleicht überholte Muster der modernen Kunst. Dagegen wende sich die zeitgenössische Kunst verstärkt Fiktionen eines glücklichen Lebens zu. Und diese Fiktionen, so spitzte Kai-Friedrich Niermann von der temporären Kunsthalle zu, nähmen zunehmend den Charakter einer Ersatzreligion an, die das Bedürfnis an Sinnstiftung in einer multikomplexen Lebenswelt befriedige. Damit war für die Künstlerin Emell International eine Steilvorlage geliefert, ihr Kunstschaffen zu beschreiben.  Am Anfang stehe immer eine besondere Sensibilität für Prozesse im modernen Handlungsfeld, deren kritischen Punkte sie zu beleuchten versuche.  Diesen kritischen Auftrag der Kunst wertete Niermann als Motor für seine langjährige Arbeit als Ausstellungsmacher. „Die Kunst“, so Niermann, „ist der letzte Posten der Wahrheit, die letzte Instanz der bürgerlichen Redlichkeit“.

Damit war eine zentrale Herausforderung des aktuellen Programms angenommen. Denn dieses Programm vereint unter dem Titel „Hardcore“ Werke internationaler zeitgenössischer Künstler, die mit einer materialistischen Ästhetik Ernst und mit allen Versuchen der idealisierten Selbstbeschreibung kurzen Prozess machen. Oder sie geradezu herausfordern.  Emell blieb hier zurückhaltend. Wie Vedder, der auf einer Differenz zwischen der subjektiven Perspektive und dem Allgemeinen, dem Bedingten und dem Absoluten beharrte. „Das Absolute“, so Vedder, „schwebt wie ein Mond über der Zeit“. Eine Potenzierung der eventuell zeitkritischen Funktion der Kunst in Richtung des Religiösen sei deshalb problematisch. Niermann verwies dagegen auf die schöpferische Kraft der Kunst, neue Symbole zu schaffen, die eine quasi-religiöse Ordnungsfunktion besäßen. Die verführerisch sinnliche Kraft solcher Symbole zeigten die ausgestellten Werke.



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